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Transparent: Kritisches Denken braucht Zeit und Raum

PHILOSOPHIE / WISSENSCHAFT / IDEOLOGIE

Bereich

Marx griff in philosophisch-didaktischer Absicht auf eine den Naturwissenschaften entlehnte optisch-physikalische Analogie zurück, als er die Vernebelungsphänomene der Ideologiebildung in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft nach dem Modell der Camera obscura zu erklären versuchte (MEW Bd.3, S. 26):

„Wenn in der ganzen Ideologie die Menschen und ihre Verhältnisse wie in einer Camera obscura auf den Kopf gestellt erscheinen, so geht dies Phänomen ebensosehr aus ihrem historischen Lebensprozeß hervor, wie die Umdrehung der Gegenstände auf der Netzhaut aus ihrem unmittelbar physischen.“

Das Interesse von Marx gilt hier dem kopfstehenden Umkehrverhältnis zwischen den materiellen Lebensprozessen, wie sie die Menschen in ihrer jeweiligen Gesellschaft am Leben erhalten, und den diese idealisierenden Vorstellungswelten, wie sie sich in den Köpfen der Menschen formieren. Ähnlich wie die Camera obscura nach dem Prinzip der optischen Umkehrung ein auf dem Kopf stehendes Umdrehbild der Realität entstehen lässt, so auch die Ideologie, deren Produkte damit einer die Verdrehung wieder rückgängig machenden Operation der Richtigstellung bedürfen. Allerdings weist die Nietzsche-Kennerin Sarah Kofman auf den schwindelerregenden und doppelbödigen Verrätselungs- und Verfinsterungscharakter der von Marx gewählten Metapher hin.

Im Tutorium gälte es, sich kritisch der Frage zu vergewissern, in welchem Verhältnis die Gegenstände der Philosophie, der Wissenschaft und der Ideologie zueinander stehen.

Interessierte bitte ich darum, mich per Email zu kontaktieren und für das erste Treffen am 21.10.(Freitag) um 14:15 Uhr in die Rotunde zu kommen (IG-Farbengebäude).

KONTAKT: michaeljekel [at] gmail.com (michaeljekel[at]gmail[dot]com)