
Autonomie oder Barbarei – Wohin treibt uns unsere Geschichte?
„Die Menschen machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken.
Aber sie machen sie selbst.“
Rosa Luxemburg, Die Krise der Sozialdemokratie, S. 269.
In Anlehnung an Rosa Luxemburgs Gegenwartsanalyse Anfang des 20. Jahrhunderts soll sich das autonome Tutorium mit der Frage nach den historischen Alternativen im krisenhaften Treiben der kapitalistischen Gesellschaft durch die Geschichte beschäftigen. Hatte Luxemburg 1916 in ihrem Text über „Die Krise der Sozialdemokratie“ der bürgerlichen Gesellschaft ihrer Zeit attestiert, im Verlauf der nahenden Geschichte entweder den Übergang zum Sozialismus oder den Rückfall in eine nie da gewesene Barbarei zu vollziehen, so hatte sich ihre Prognose spätestens im Faschismus des 20. Jahrhunderts zum Erschrecken bewahrheitet. Auch die Wirklichkeit der kolonial verbreiteten, globalen kapitalistischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts, könnte sich in Anbetracht seiner tiefsten treibenden Mechanismen und der diese durchdringenden herrschaftlichen Teilungen anhand von Rassismus, Sexismus und Klassismus durchaus als barbarisch bezeichnen lassen.
Im Tutorium soll nun die beeindruckende Analyse der geschichtlichen Situation des Kapitalismus des frühen 20. Jahrhunderts Luxemburgs zur Ausgangslage genommen werden, um unsere gegenwärtige sozialhistorische Lage zu reflektieren. Kern der Reflexion soll dabei die Idee Luxemburgs sein, dass sich in Zeiten des krisenhaften Zusammenbruchs der kapitalistisch-bürgerlichen Sozialordnung zwei Alternativen der Begegnung mit jenem Zusammenbruch ergeben: entweder ausgehend von der revolutionären Überwindung des Kapitalismus eine sozialistische – autonome – Gesellschaft einzurichten, oder ob einer ideologisch fehlgeleiteten Krisenbewältigung in die (faschistische) Barbarei abzusinken.
Tutor:in: Joshua Villwock
Kontakt: jovillw [at] googlemail.com (jovillw[at]googlemail[dot]com)
Erstes Treffen: Montag, 13.10, 18:00 c.t., IG 2.501