Tagung Materialistische Erkenntnistheorie
03.-05. Oktober 2024
Studierendenhaus Frankfurt a.M.
“Und schließlich ging es mir auf, dass im Innersten der Formstruktur der Ware – das Transzendentalsubjekt zu finden sei”
Mit diesen Worten berichtet der Sozialphilosoph Alfred Sohn-Rethel von einem Einfall, der ihn ein knappes Jahrhundert begleiten sollte und gleichsam den Kern seines theoretischen Werkes zusammenfasst. Die These: Die abstrakten Kategorien des “reinen Verstandes”, wie sie von der idealistischen Philosophie (namentlich Kant) postuliert, und von den reinen Naturwissenschaften angewandt wurden, seien auf die “Realabstraktion” des Geldes und des Warentausches zurückzuführen. Das Hauptwerk “Geistige und körperliche Arbeit” (1970), in welchem Sohn-Rethel dieser These nachging, konnte zwar erst Jahrzehnte nach den ersten Entwürfen eine breitere Öffentlichkeit finden, wurde dann aber umso kontroverser diskutiert. Das verwundert kaum. Seine materialistische Erkenntnistheorie war gleichsam eine Fundamentalkritik der idealistischen Epistemologie als auch des vom Realsozialismus propagierten Abbildmaterialismus.
Heute ist von der Diskussion zum Themenkomplex “Warenform - Denkform” nicht mehr viel übrig. Und das obwohl Stichworte wie “Kritische Erkenntnistheorie” oder “Kritische Epistemologie” durch den Einfluss feministischer und postkolonialer Theorie wieder Eingang in philosophische und sozialwissenschaftliche Debatten gefunden haben. An dieser Feststellung knüpft die Tagung an: Vorrangig wollen wir uns um eine theoretische Rekonstruktion des Projekts “Materialistische Erkenntnistheorie”, der Theorie von Sohn-Rethel und ähnlichen Ansätzen bemühen. Gleichzeitig wollen wir aber auch nach ihrem Wert für aktuelle Debatten fragen.
Die Tagung wird organisiert vom AK-Materialismus und dem AStA-FfM. Gefördert durch QSL-Mittel.
Anmeldefrist: 15. September.
Anmeldung unter: ak-materialismus [at] web.de (ak-materialismus[at]web[dot]de)
PROGRAMM:
Donnerstag (03.10.)
09:30 Uhr: Begrüßung
BLOCK 1: Grundlagen der Erkenntnistheorie
10:00 - 10:45 Uhr: Hans-Georg Bensch: „Was erkennt Erkenntnistheorie? Anmerkungen zu Erkenntnistheorie und Reflexion auf Erkenntnis am Beispiel von Kants Kopernikanischer Wende“
11:00 – 11:45 Uhr: Franz Heilgendorff: „Von der Erkenntnis- zur Gesellschaftskritik. Konstitutionstheorie in Hegels Kant-Kritik und Marx’ Hegel-Kritik“
12:00 – 13:00 Uhr: Diskussionssitzungen zu den Vorträgen
BLOCK 2: Erkenntnisgrundlagen der modernen Naturwissenschaft
14:30 - 15:15 Uhr: tba.
15:50 - 16:15 Uhr: Brigitte Falkenburg: „Zum Einfluss von Kant auf die Physik“
16:45 – 17:30 Uhr: Diskussionssitzungen zu den Vorträgen
Freitag (04.10.):
BLOCK 3: Erkenntniskritik bei Marx und in der Kritischen Theorie
10:00 – 10:45 Uhr: Christine Kirchhoff: „Adornos Erfahrungsbegriff und Helmut Reichelts Neue Marx Lektüre“
11:00 – 11:45 Uhr: Max Sattler: „Subjekt und Tauschabstraktion. Die Wertform als erkenntnistheoretisches Problem bei Helmut Reichelt“
12:15 – 13:00 Uhr: Diskussionssitzungen zu den Vorträgen
BLOCK 4: Alfred Sohn-Rethels materialistische Erkenntnistheorie
14:30 – 15:15 Uhr: Diethart Behrens: „Kritischer Materialismus“
15:30 – 16:15 Uhr: Leon Szymanzki: „Erkenntniskritik oder empirische Sozialforschung? Über die Rezeption Sohn-Rethels am IfS der 70er-Jahre“
16:45 – 17:30 Uhr: Diskussionssitzungen zu den Vorträgen
Samstag (05.10.):
BLOCK 5: Anschlüsse an die materialistische Erkenntnistheorie
10:00 – 10:45 Uhr: Nick Gietinger: „Tausch und Arbeit: Moishe Postones Kritik an Alfred Sohn Rethels Grundlegung der modernen Erkenntnistheorie“
11:00 – 11:45 Uhr: Julian Bierwirth: „Warenform und Denkform heute. Von Sohn-Rethel zur Formkritik der kapitalistischen Gesellschaft“
12:15 – 13:00 Uhr: Diskussionssitzungen zu den Vorträgen
BLOCK 6: Neuere Erkenntniskritiken
14:30 – 15:15 Uhr: David Schutzbach: „Modi der Identitätskritik als Erkenntniskritik bei Adorno und Haraway“
15:30 – 16:15 Uhr: Janine Hagemeister: „Anti-Metaphysik bei Bruno Latour“
16:45 – 17:30 Uhr: Diskussionssitzungen zu den Vorträgen